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Unser Antrag: Prüfauftrag an die Verwaltung der Stadt Velen betreffend Arteser

 „Nicht nur an heißen Sommertagen bietet der Artesische Brunnen an der Grenze zu unserer Nachbargemeinde Heiden die ideale Erfrischung für müde Radler- und Wanderbeine! In der als Wassertretbecken gefassten Quelle tritt klares Grundwasser durch Druck von ganz allein ans Tageslicht“. Mit diesen Worten wird für Besucher und Touristen geworben. Ja, der artesische Brunnen – in Velener Sprache auch Tretbecken genannt – ist eine beliebte touristische Attraktion.

Vorbemerkung:

Artesische Brunnen sind einzigartig und selten. Es sind in ganz Deutschland nur wenige vorhanden.
Unter einem artesischen Brunnen versteht man eine natürliche Form der Wasserfassung. Dabei handelt es sich um eine Wasserquelle, die unter natürlichem Druck steht. Dieser Druck entsteht durch Spannungen im Grundwasser, wenn sich tief unter der Erde die wasserundurchlässige Schicht über die wasserführende Schicht legt – zum Beispiel durch Schräg- oder Senklage. Hierbei spielen natürlich noch weitere Faktoren eine Rolle, wie z. B. die Beschaffenheit des Bodens. Obwohl das Wasser von alleine seinen Weg an die Oberfläche schafft, spricht man bei einem artesischen Brunnen von einem künstlichen Brunnen, da der Wasseraustritt erst nach Bohrungen erfolgt, die in der Regel vom Menschen durchgeführt werden.
Die Wasserqualität eines artesischen Brunnens ist teilweise so gut, dass man gefahrlos davon trinken kann. Auch von Aquarianern wird dieses Wasser regelmäßig genutzt. Dieser Wassertyp ist nicht im Zusammenhang mit dem Grundwasser zu sehen (z. B. keine Algen vorhanden usw.).
Übrigens: seinen Namen erhielt der artesische Brunnen im 12. Jahrhundert, als man im französischen Artois ein solches Phänomen zum ersten Mal entdeckte.

Im Heidener Gebiet gibt es eine Reihe unterirdischer Quellen dieser Art. Teilweise werden sie in Vorfluter abgelassen. Diese artesischen Quellen speisen den Weißen und den Schwarzen Vennbach und somit die Bocholter Aa. Nicht zu vergessen ist dabei  auch, dass unsere „Historische Wassermühle mit Sägewerk“ über dieses Quellwasser versorgt wird.
Des Weiteren hat sich in den letzten heißen und trockenen Sommern gezeigt, dass die Bäche, die über diese artesischen Quellen gespeist werden, nicht austrockneten.

Sachverhalt:

In Heiden wurden zusätzliche Flächen für die Windenergie (BV-Nr. 047/2021) ausgewiesen: Es soll in Leblich (WEA 1) und in Nordick (WEA 2) jeweils eine Wind­energie­an­la­ge entstehen.
Die WEA 2 befindet sich in einem sensiblen Gebiet der Arteser (Quellblasen). Es besteht die Gefahr, dass erneut (damals schon bei der Errichtung der Zeelink-Leitung) in die artesische Situation im Schwarzen Venn eingegriffen wird und womöglich der Arteser durch Anbohrung beschädigt werden könnte (leichte Auswirkungen auf den damaligen Eingriff bezüglich der Zeelink-Leitung lassen sich nach Aussage des Landschaftspflegers und des Eigentümers heute schon feststellen, nämlich die Veränderung des Wasserdrucks).
Es wurden Gutachten erstellt, die belegen, dass für die Errichtung der WEA 2 ein Mehraufwand entsteht, um den Arteser nicht zu beschädigen. Bei den notwendigen Bohrungen können Risiken aber nie 100-%-ig ausgeschlossen werden, da die geologischen Verhältnisse immer für Überraschungen sorgen.
Für die Errichtung der Anlage werden 80 – 100 Bohrungen für die Säulen benötigt. Diese sollen durch Bindemittel, Mörtel und Lehm abgedichtet werden.
Kommt es bei den Bohrungen zu Schäden am Arteser, ist dieser mit großer Wahrscheinlichkeit irreparabel.
Es wurde wohl noch ein weiterer Lösungsansatz vorgeschlagen, welcher aber den Kostenrahmen gesprengt hätte.
Im Heidener Rat entstand diesbezüglich (Ratssitzung am 24.03.2021) eine rege Diskussion, denn das einzigartige Phänomen der Arteser sollte nicht beschädigt werden. Keine der Parteien wollte hierfür die Verantwortung tragen. Deshalb hatte man vorgeschlagen, die Beschlussvorlage zur Abstimmung über den Bau der Windkraftanlagen zu trennen, um einzeln über die jeweilige WEA abzustimmen. Diese Trennung war laut Aussage des Bürgermeisters nicht möglich.
Insgesamt wurde festgestellt, dass noch große Unsicherheiten und erheblicher Beratungs­bedarf bestehen.
Nach der Aussage der CDU, dass man dem Gutachten Vertrauen schenken müsse, da man sonst in dieser Angelegenheit nicht weiterkomme, wurde wie folgt abgestimmt:
15 Ja-Stimmen, 3 Gegenstimmen, 7 Enthaltungen (Enthaltungen, weil nicht getrennt abgestimmt werden konnte. Bei getrennter Abstimmung hätte man die Errichtung der WEA 2 abgelehnt).

Nach Auskunft des Landschaftspflegers und des Eigentümers der Quelle wurden geäußerte Bedenken, auch von Fachleuten, keine Beachtung geschenkt.

Begründung:

Wie schon eingangs erwähnt, ist der artesische Brunnen einzigartig und für Velen-Ramsdorf ein beliebter Anziehungspunkt und touristische Attraktion. Schon allein deshalb muss er unbedingt erhalten bzw. geschützt (Funktionalität) werden.
Leider hatte man in Heiden vor der Änderung des Flächennutzungsplanes versäumt, das artesische Quellgebiet unter Schutz zu stellen. Nachträglich wird es wohl nicht oder nur schwer möglich sein.

Antrag:

Um eine Beschädigung des artesischen Brunnens zu verhindern, beantragt die SPD Velen-Ramsdorf, dass die Stadt Velen diesen Sachverhalt prüfen möge. Wir stellen somit einen Prüfauftrag. Hierbei sind auch die Bäche, die mit artesischem Quellwasser gespeist werden (Weißer und Schwarzer Vennbach – Historische Wassermühle mit Sägewerk), bei der Prüfung mit einzubeziehen.
Notfalls müsste ein unabhängiges hydrogeologisches Gutachten in Auftrag gegeben werden. Unabhängig heißt, dass die Auftragsvergabe nicht durch Investoren erfolgt.
Dieses Gutachten könnte z. B. durch eine Universität mit Unterstützung studentischer Hilfskräfte erstellt werden.